Filareto auf Korsika

1928-1929

Die Jahre zwischen 1927 und 1929 verbrachte die Gruppe um Filareto Kavernido auf Korsika. Wieso sie ausgerechnet auf Korsika, in der Nähe Ajaccios, den Versuch unternimmt, die Kommune weiter- und aufleben zu lassen, wissen wir noch nicht. Die Kommune scheint dort mit dem Zugang von neuen Kameraden aus Deutschland stark angewachsen zu sein, damit nehmen aber auch die Probleme und Zwistigkeiten unter den Mitgliedern zu. Das gepachtete Land erweist sich als ungeeignet und ungesund, viele Mitglieder – Filareto spricht von über 20 – erkranken an Paludismus. Hier muss Filareto wegen Erregung öffentlichen Skandals seit Oktober 1928  sechs Monate im Gefängnis verbringen. Die Kommune löst sich praktisch auf. Übrig bleiben 3 Erwachsene und 4 Kinder, die den Entschluss fassen, eine lange Reise zu unternehmen, um ihre Utopie in einer günstigeren Umgebung fortzusetzen. Der alte Plan, nach Haiti zu gehen, wird mit dem letzten Geld verwirklicht. Die Restgruppe besteht aus Filareto, seiner Lebensgefährtin mit den vier Kindern und Carl Uhrig. Unter den Kameraden, die auf Korsika zurückbleiben, befinden sich Gerhard Schoendelen, die Grosse Agnes und die Kinder.

Von Kavernido selbst gibt es so gut wie keine Quellen, aus denen man Rückschlüsse auf das dortige Leben ziehen könnte. Wir sind hier auf Berichte seiner Weggenossen angewiesen, um ein Bild der Situation zeichnen zu können.

So finden sich in folgenden Erörterungen Hinweise auf die Zeit auf Korsika:

Chronik der Familie Schöndelen

Chronik der Familie Schenk

Chronik der Familie Burkhardt

Carl Uhrig

Wunderbarer Weise fanden sich aber durch diese Website noch Quellen, die nicht unmittelbar im Zusammenhang mit der Kommune stehen. So bekamen wir im August 2021 durch die Anna-Seghers-Gesellschaft den Hinweis auf die Erzählung „Der letzte Man der Höhle“ aus dem Jahre 1929, in der Anna Seghers die „Kaverno di Zaratustra“ beschreibt. Wir bedanken uns bei der Gesellschaft, deren Website hier zu finden ist: Anna-Seghers-Gesellschaft herzlichst für diesen Hinweis. Sobald wir die Texte aufbereitet haben, werden wir sie hier veröffentlichen.

Weiterhin recherchierte eine französische Gruppe aus Südfrankreich, die sich die “protivophile Gemeinschaft” von Freunden von F. Merdjanov nennt, ein Forum unter dem Namen ‘Analectes de rien’ gegründet hat und eine Webseite namens Wikimerdja unterhält, 2018 auf der Insel Korsika in Polizei- und Gerichtsarchiven nach “La kaverno di Zaratustra” und brachte eine Reihe von neuen Dokumenten über die Kommune und über Filareto Kavernido selbst ans Licht. Die Gruppe hat uns freundlicherweise diese Erkenntnisse zur Verfügung gestellt.

Hintergrund ihres Interesses ist die imaginäre Vorstellung, dass F. Merdjanov ein angeblicher Nachkomme der Kaverno di Zaratustra sei. In der Tat gab es zwei bulgarische Mitglieder in der Gruppe, wie Filareto 1927 berichtete. Mithilfe dieses Konstruktes hat die Gruppe F. Merdjanov, dessen Geburt sie in Nizza 1970 setzen, als eventuelles Enkelkind eines der bulgarischen Teilnehmer der Kommune der zwanziger Jahre sich vorgestellt.

Nachfolgend veröffentlichen wir den französischen Artikel über Filareto aus der Wikimerdja.

http://analectes2rien.legtux.org/wikimerdja/index.php?title=Filareto_Kavernido

Aus rechtlichen Gründen müssen wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Verantwortung  für die Inhalte und Rechte der in dem Link genannten Website alleinig beim Herausgeber der Website WIKIMERDJA liegen.

Ausserdem beabsichtigen wir noch verschiedene Dokumente zu veröffentlichen, aus denen interessante neue Erkenntnisse über die Lage und die Verhältnisse in der Kaverno hervorgehen.

ST/TG 01.2019 (aktualisiert 08.2021)